Die Werke von Oliver Sachse sind in der Bandfabrik zu sehen (von Peter Ryzek – WZ 09.01.2024)

Das Fahrrad ist seit zwölf Jahren sein künstlerisches Hauptmotiv

Spätestens als der Wuppertaler Bundestagsabgeordnete Helge Lindh eine seiner launigen Reden auf der Vernissage in der Bandfabrik Wuppertal anstimmte, wurde die gutbesuchte Veranstaltung zum Erlebnis: „Herr Sachse, Sie sind jetzt hochstaatszertifiziert, denn im Bundestag in Berlin hängt seit einigen Wochen ein ausdrucksstarkes, farbkräftiges Fahrradbild mit starkem Relief – darauf können Sie sich etwas einbilden“, beglückwünschte Lindh den Künstler flachsend in gewohnter Manier.

In den elf Bildern seiner Ausstellung stellt Oliver Sachse das Fahrrad als Schattenriss dar. Die Gazelle, so der Künstler, sei für ihn der größte Wunsch in seiner Kindheit und Jugend am Niederrhein gewesen, den er sich aber erst in Wuppertal erfüllen konnte: „1982 habe ich mir dann endlich eine gebrauchte Gazelle für 850 DM gekauft“, erinnert er sich und erzählt, wie er 1986 stolz auf die Wuppertaler Berge gefahren sei. „Wenn man sich damals so etwas leisten konnte, hatte man es geschafft.“

Er erkannte das Fahrrad bald schon als Teil von sich
Seine Liebe zum Zeichnen und zur Linie habe er bereits als Zwölfjähriger in einer Künstlergruppe am Niederrhein entdeckt und später in Porträtzeichnungen weiterentwickelt. „2012 war ich mit meinen Arbeiten, etwa Skulpturen aus Holz und Blei, nicht mehr zufrieden und habe das Fahrrad als biografisches Element und Teilvon mir erkannt“, so Sachse, der weg vom „Moralisieren“ hin zum „Reduzieren“ ging.

Zunächst als Schattenriss dargestellt galt das Fahrrad in der damaligen Zeit als neutraler Alltagsgegenstand, sei heute jedoch aus der Neutralität herausgetreten und ein Politikum, gelte als Statement, so führt der Künstler weiter aus. „Woanders, etwa in den Niederlanden, ist das Fahrrad voll akzeptiert, hier besteht jedoch noch reichlich Bedarf, obwohl sich hier in Wuppertal durch die Trasse einiges verändert hat“, sagt Sachse.

Seine Arbeiten von 2017 im Format 140 mal 140 Zentimeter und aktuellere Werke aus dem letzten Jahr, sowie eine konvex gespannte Arbeit aus dem Jahr 2019, zeigen in der aktuellen Schau je nach Perspektive einen sich verändernden Blick auf dieses Objekt. Betrachtende erkennen zwar das Fahrrad, haben es aber so noch nicht gesehen.

„Die Menschen assoziieren häufig Urlaub oder Holland im Sinne von sich lösen und frei sein, wenn du ein Fahrrad hast“, schildert der Künstler seine Eindrücke. Die Perspektivenerweiterung löse vielleicht bei den Betrachtenden Fragen aus, eigene Interpretationen seien möglich, durch die Linien und Verbindungen entstehe Bewegung im Bild selbst. Durch die unterschiedlichen Materialien, etwa Wandfarbe, Stoffe oder Schiffslack und die durch die reliefartige Struktur im Zusammenspiel mit glatten Oberflächen erreicht Oliver Sachse zusätzlich ein haptisches Erleben: „Die Elemente bilden eine Harmonie und das Anfassen ist ausdrücklich erwünscht“, betont der Künstler, für den Anfang 2023 in der Ausstellung auf Schloss Ringenberg eigens ein Bier mit dem bezeichnenden Namen „Fietser“ gebraut wurde.

Mehr Infos online unter www.oliver-sachse.de

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