Im musikalischen Zwischenraum (von Sophia Rieß – WZ 09.09.2025)
Projekt „Dazwitschern“ in der Bandfabrik bietet Improvisation, Komposition und Performance
Die Bandfabrik verwandelte sich am vergangenen Samstag in einen Resonanzraum für das musikalische Projekt „Dazwitschern“. Der Zusammenschluss von fünf Künstlern unter der Leitung von Jakob Jentgens brachte eine Komposition zur Aufführung, die den Zuschauer in einen musikalischen Zwischenraum einlud.
Jentgens ist Saxophonist und bewegt sich selbst mit Vorliebe im Raum zwischen Improvisation und Komposition. Er studierte Jazzsaxophon an der Folkwang Universität der Künste und verbindet in seiner Arbeit Jazz, Improvisation und Perfomance Kunst. Für das Projekt „Dazwitschern“ kooperierte er mit Djamila Polo, einer zeitgenössischen Tänzerin und Choreografin. Von 2021 bis 2024 war sie Mitglied des Folkwang Tanzstudios und zeitgleich in verschiedenen freien Projekten aktiv. Seit Herbst 2024 ist sie als freischaffende Tänzerin tätig und Mitglied des Kollektivs „Entretemps“. Djamila Polo ist künstlerisch sehr vielseitig aufgestellt und hat bereits an zahlreichen performativen Projekten mitgewirkt. In „Dazwitschern“ verkörperte sie eine Art körperliches Sprachrohr und interagierte mit ihren künstlerischen Kollegen auf eine ausdrucksstarke Art und Weise.
Für das Konzert formierte sich ein Ensemble mit Genevieve O’Discroll am Kontrabass, Béla Bluche am Bass, Raissa Mehner an der E-Gitarre und Salome Amend am Vibraphon, das Jakob Jentgens am Saxofon begleitete. Ausgebildet an führenden Musikhochschulen, brachten die vier Musikerinnen und Musiker ihre jeweils eigenen Erfahrungen in das Ensemble ein. Genevieve O’Discroll trat bereits auf mehreren Festivals auf und arbeitete unter anderem mit Künstlern wie Nubya Garcia und Robert Mitchell zusammen. Béla Bluche spielte abseits seiner eigenen kompositorischen Tätigkeit unter anderem mit dem Orchestre de Paris sowie in zahlreichen Projekten der freien Szene mit. Raissa Mehner präsentiert als Leading Artist ihre Werke im Quintett Raissa Mehner Deviation und tritt als Improvisationsduo mit Posaunist Max Wehner auf. Salome Amend ist als Dozentin tätig und unter anderem Mitglied des Ensembles „Toxodon“.
Bereits mit den ersten Tönen, die wie Vogelrufe durch den Raum hallten, eröffnete sich in der Bandfabrik eine Klangwelt, in der Improvisation und Komposition ineinanderflossen. Das Publikum wurde eingeladen, sich auf eine besondere Form der Kommunikation zwischen den einzelnen Musikern einzulassen. Von den anfangs zurückhaltenden Tönen über eine stetige Steigerung entwickelte sich der Abend zu einer musikalischen Erzählung. Eine Erzählung, die dem Titel „Dazwitschern“ entsprach, indem sie sowohl den Raum der Kommunikation zwischen den einzelnen Musikern fasste, aber auch eine Art Zwischenwelt in der Bandfabrik kreierte.
Ergänzt wurde das Spiel durch Djamila Polos Performance, die zunächst auf die Klänge reagierte, im weiteren Verlauf immer wieder selbst Impulse setzte und zeitweise die Rolle einer Dirigentin übernahm. Ihr Körper wurde zum Resonanzraum und machte die Klänge erfahrbar. Im ständigen Dialog warfen sich die Musiker gegenseitig den musikalischen Ball zu, während Djamila Polo sie mit wachen Augen begleitete. Jede Geste war präzise, jeder Blick bedeutungsvoll und die Freude der Musiker an ihrem Spiel unübersehbar. Der Abend endete mit einem tosenden Applaus und einer bezeichnenden Geste von Jakob Jentgens, der mit einem letzten leisen Atemstoß durch das Saxophon den Schlusspunkt setzte.